ferienbeginn

[Uppsala*. Samstag Morgen.]

[folienstern:] „Oh je, es ist schon wieder keine Milch mehr da!“

[Vater:] „Wie? Ich hatte doch gerade welche gekauft!“

[folienstern:] „Naja, der kleine Junge hat ganz viel getrunken. Großes Mädchen, hast Du Lust, Milch kaufen zu gehen?“

[GM:] „Aber ich kann doch gar kein Schwedisch!“

[Freundin:] „Ich schreib‘ Dir auf, wonach Du gucken musst.“

[Das große Mädchen geht Einkaufen und kommt richtig mit der Milch wieder.]

[folienstern:] „Wow, in einem fremden Land ganz alleine eingekauft! Das finde ich richtig gut!“

[GM:] „Ist das auch die richtige Milch?“

[Freundin:] „Ganz richtig! Und dann hätte das Geld sogar für zwei gereicht. Aber Du kannst ja später nochmal gehen.“

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Einkaufszettel, Schwedisch.

[Hamburg. Samstag Vormittag.]

[kneteeis:] „So, großer Junge: Was möchtest Du denn an diesem Wochenende gerne machen? Es ist ja immerhin das erste Sommerferienwochenende.“

[GJ:] „Also… – Ich möchte packen – für meinen Besuch bei Opi. Und dann möchte ich noch das Playmobil in meinem Zimmer aufräumen.“

[kneteeis:] „Okay… – Sonst noch etwas? Hast Du Lust, dass wir etwas zusammen kochen?“

[GJ:] „Nee… – Darf ich alleine kochen?“

[kneteeis:] „Klar – meinetwegen auch das.“

[GJ:] „Aber jetzt packe ich erst. Zuerst den Schlafanzug… – Wo ist denn meine kurze Schlafanzughose? Kannst Du bitte mal suchen?“

[kneteeis sucht. Etwas später:] „Ah! Ich habe sie endlich!“

[GJ:] „Wo war sie denn?“

[kneteeis:] „Das Au-Pair-Mädchen hatte sie aus Versehen zu meinen Hosen gelegt…“

[GJ:] „Ich bin schon fast fertig mit Packen. Hilfst Du mir, den Koffer zuzumachen?“

[kneteeis:] „So, der Koffer ist zu. Willst Du jetzt noch aufschreiben, woran Du am Montag noch denken musst?“

[GJ:] „Au ja. Gute Idee. Aber ich male das lieber auf…“

[kneteeis:] „Meinetwegen. Wie Du möchtest.“

[GJ:] „Also… – Willi natürlich. Und meine Klaviernoten.“

[kneteeis:] „Klar, selbstverständlich. Und was soll das sein?“

[GJ:] „Meine Wasserflasche natürlich. Und dann noch die Federtasche und die Zahnbürste.“


[Uppsala. Samstag Mittag. Das große Mädchen, folienstern, die Freundin und ihre Kinder kommen vom Einkauf im Secondhandladen zurück.]

[GM:] „Was gibt’s zu Mittag?“

[Freund:] „Pfannkuchen für Euch Kinder. Tomatensuppe für uns Erwachsene.“

[GM:] „Mag ich nicht.“

[Freund:] „Es wären auch noch Nudeln von gestern da. Mit Sauce.“

[GM:] „Oh ja, kann ich die haben?“

[Freund:] „Okay.“ [Geht Nudeln warm machen.]

[GM:] „Hmm. Jetzt hab ich irgendwie gerade doch Appetit auf Pfannkuchen. Ich ess‘ mal einen.“

[Freund kommt mit den Nudeln. GM:] „Oh, endlich meine Nudeln!“ [Isst die Nudeln.] „Die Nudeln waren lecker. Jetzt esse ich noch Tomatensuppe.“

[Freund:] „Ein umgekehrtes Menü: erst Pfannkuchen, dann Nudeln, dann Suppe!“

[GM:] „Ja, nur die Nudeln waren an der richtigen Stelle!“


[Uppsala. Samstag, nach dem Mittagessen.]

[folienstern, Vater:] „Kommt Ihr, Kinder? Wir wollen jetzt in die Stadt fahren.“

[KM, GM:] „Keine Lust!“

[folienstern:] „Egal. Wir fahren jetzt. Wir wollen den Garten von Linné angucken. Den mochte Omi so besonders gerne.“

[GM:] „Keine Lust!“

[folienstern, Vater:] „Dann kommt Ihr ohne Lust mit.“

[Etwas später, beim Garten.]

[GM:] „Das ist ja ganz schön hier …“

[In der Orangerie.]

[KM:] „Oh, was ist das hier?“

[folienstern:] „Das sind Sachen, die sie hier im Garten in der Erde gefunden haben. Guck mal, ein Nuckel. Und eine Pfeife.“

[KM:] „Und ein Knochen. Und ein Stück Teller.“

[GM:] „Nicht verraten! Ich will gleich selber gucken!“

[KJ:] „Da! Da!“


[Hamburg. Samstag Abend.]

[kneteeis:] „Möchtest Du unter die Dusche? Oder möchtest Du heute baden? Ich habe noch so Badezeug, dass ich neulich gekauft habe: Das ist Shampoo und Duschgel in eins, und man kann es auch als Badeschaum nehmen.“

[GJ:] „Au ja! Baden!“

[kneteeis:] „Welche Farbe möchtest Du?“

[GJ:] „Ich nehme das grüne Stück.“

[Etwas später in der Badewanne. GJ:] „Welche Farben sind jetzt noch übrig?“

[kneteeis:] „Alle anderen Regenbogenfarben. Wir können davon ja noch etwas mit in den Urlaub nehmen, dann könnt Ihr alle damit baden.“

[GJ:] „Au ja! Dann machen wir ein Regenbogenbad.“


[Uppsala. Sonntag Morgen.]

[Freundin:] „Kommt, wir gehen auf den Waldspielplatz.“

[GM:] „Keine Lust.“

[KM:] „Oh ja, Spielplatz!“

[GM:] „Keine Lust.“

[folienstern:] „Dann kommst Du eben ohne Lust mit.“

[GM:] „Wenn ich doch schwedische Spielplätze nicht mag!“

[Auf dem Spielplatz.]

[GM:] „Ohhh, da gibt’s Turngeräte für große Leute. Komm, Mama, jetzt spielen wir Pferdeinternat. Und dann klettere ich auf die Felsen.“

[KM:] „Mama, guck‘ mal! Ich kletter jetzt da hoch. Guck mal, Mama! Hier oben!“

[folienstern:] „Ich seh‘ Dich!“

[KM:] „Ich geh‘ jetzt auf den Felsen.“

[Sohn der Freundin:] „Komm, wir bauen eine Hütte!“

[KJ:] „Au ho!“ [„Auch hoch“]

[Etwas später. Freundin:] „Kommt, wir gehen den Waldweg entlang!“

[KM:] „Eine Wackelbrücke! Guck mal, kleiner Junge, eine Wackelbrücke!“

[KJ:] „No ma!“ [„Noch mal!“ – und läuft etwa zehnmal über die Wackelbrücke]

[GM:] „Huch!“

[KM:] „Ohhh, ein Troll! Ein echter Troll!“


[Hamburg. Sonntag Morgen.]

[kneteeis:] „Heute wolltest Du Pfannkuchen machen, nicht wahr? Sollen wir schon mal das Rezept raussuchen?“

[GJ:] „Ist das in der Becherküche?“

[kneteeis:] „Nein. Da sind nur Kuchen- und Muffinrezepte drin.“

[GJ:] „Oooohhhh… – Kann ich Muffins machen?“

[kneteeis:] „Jetzt?“

[GJ:] „Ja! Bitte!!“

[kneteeis:] „Na gut. Sag‘ Bescheid, falls Du Hilfe brauchst.“

[GJ:] „Mache ich.“

[Etwas später. GJ:] „Mama! Ich brauche Hilfe!“

[kneteeis:] „Ja, klar. Wobei denn?“

[GJ:] „Kannst Du bitte Fotos für den Blog machen? Das kann ich nicht, während ich backe…“

[kneteeis:] „Klar. Soll ich auch gleich den Backofen anschalten, damit der warm ist, wenn die Muffins reinkommen?“

[GJ:] „Ja. Aber das Muffinblech schiebe ich selbst in den Ofen.“

[kneteeis:] „Okay.“

[GJ:] „Haben wir Gummibärchen? Für die Deko?“

[kneteeis:] „Nee, haben wir nicht. Aber was hältst Du davon, wenn Du die Gummiflugzeuge nimmst, die ich neulich aus dem Flugzeug mitgebracht habe?“

[GJ:] „Au ja! Gute Idee! Holst Du die mal?“


[Uppsala. Sonntag nach dem Mittagessen.]

[folienstern:] „Kommt, jetzt fahren wir in die Stadt, Schloss angucken. Und die Burg.“

[GM:] „Keine Lust.“

[folienstern:] „Dann kommst Du ohne Lust mit.“

[GM:] „Ich weiß – ich nehme meinen Block mit. Und wenn ich keine Lust habe oder mich ärgere, male ich was.“

[folienstern:] „Das finde ich eine gute Idee.“

[In der Stadt im Freden Hus in der Anne-Frank-Ausstellung. GM:] „Guck mal, Mama, hier ist der Tisch, wo die gesessen haben. Aber da ist was falsch – auf dem Foto sind sechs Stühle, aber um den Tisch acht.“

[folienstern:] „Hm. Aber die waren ja auch acht Untergetauchte.“

[KM:] „Mama, was sind das für Steine?“

[folienstern:] „Da steht in ganz vielen Sprachen drauf: „Nie wieder Krieg.“

[KM:] „Oh, und das hier ist Blindenschrift, oder?“

[folienstern:] „Ja, genau. Da steht auf Schwedisch, in Blindenschrift: „Aldrig mer krig.“

[Vater:] „Jetzt gehen wir noch in die Vasa Burg.“

[In der Burg. KM:] „Mama, da gibt’s ganz viel Essen!“

[folienstern:] „Ja, hier steht, das war die Küche. Guckt mal, da gibt’s Wachteleier. Und Torte.“

[Nach der Besichtigung. GM:] „Papa, ich möchte den Rest vom Schloss auch ansehen!“

[Vater:] „Das geht nicht, da wohnt der Landshövding, der Landeshauptmann.“

[GM:] „Das ist gemein! Die sollen gefälligst ein Rathaus bauen, damit man das Schloss ansehen kann!“


 

[Hamburg. Sonntag Nachmittag.]

[kneteeis:] „Großer Junge, was soll ich denn zu Billy Elliot schreiben? Möchtest Du ein bisschen darüber erzählen?“

[GJ:] „Nee – keine Lust. Wer das ansehen will, kann ja selbst hingehen.“

[kneteeis:] „Aber heute war der letzte Tag!“

[GJ:] „Wie? Gibt es das dann nie wieder?“

[kneteeis:] „Doch, wahrscheinlich schon. Aber nicht in Hamburg.“

[GJ:] „Na gut. Also am besten fand ich das Ende, wo alle Bergleute gegangen sind. Nur das mit den Lichtern fand ich dann nicht so gut, weil das eine Licht so geblendet hat. Und davor die Szene, wo Billy seiner Mutter den Brief zurückgeschrieben hat. Ich fand den Brief toll, und wie die diese Szene gespielt haben. Und was hat Dir am besten gefallen?“

[kneteeis:] „Ich fand es gut, dass Billy dann von seiner Mutter dieselbe Mütze bekommen hat, die ich Dir in der Pause auch gekauft habe. Und dass wir nachher auf dem Rückweg den Billy-Schauspieler [Anm.: in dieser Aufführung war das Emile Gooding] noch an der Ampel getroffen haben und ihm sagen konnten, wie gut uns das Stück gefallen hat. Und vorher noch die Szene, in der Billy vorgetanzt hat.“

[GJ:] „Die fand ich auch gut. Da bin ich ja sogar aufgestanden, um zu klatschen.“


 

* Für diejenigen, die unserem Blog nicht regelmäßig folgen: Der große Junge (GJ) lebt mit seiner Mutter (kneteeis) in Hamburg; das große Mädchen (GM) und das kleine Mädchen (KM) leben mit dem kleinen Jungen (KJ), ihrer Mutter (folienstern) und ihrem Vater in Berlin. Gerade sind die Berliner in Schweden auf Sommerurlaub. Alle Projekte, Produkte oder Veranstaltungen, die wir namentlich nennen oder verlinken, erwähnen wir, weil wir sie gut finden; wir erhalten dafür keinerlei materielle Vorteile.

… und wie immer gibt es weitere Wochenendblogs mit mehr und weniger Bildern heute Abend ab etwa 21 Uhr bei Susanne Mierau in ihren Blog ‚Geborgen Wachsen‘.

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