[Berlin. Irgendwann in der Woche. Das große Mädchen kommt aus der Schule nach Hause:] „Mama, meine Lieblingsfarben sind blau und gelb!“
[Mutter:] „Ach, wieso denn? Ich dachte rot?“
[GM:] „Ja, schon. Eigentlich. Aber wir machen gerade Fußballwerkstatt, und ich male die schwedische Katze!“
[Mutter:] „Die schwedische Katze?“
[GM:] „Ja. Wir sind ja vierundzwanzig Kinder. Und es spielen vierundzwanzig Länder. Und da haben wir gezogen, jeder ein Land. Und ich bin Schweden.“
[Mutter:] „Ach so.“
[GM:] „Und wenn Schweden wieder spielt, gucke ich mit Papa Fußball. Auf der Leinwand. Du kannst ja mit dem KM was anderes gucken.“
[Mutter:] „Okay. Solange ich nicht Fußball gucken musst.“
[Berlin. Mittwoch Abend. Schweden spielt gegen Italien. Vater und Tochter haben Chips und Cola aufgebaut und schauen. Nach einer Weile:]
[GM:] „Papa, das ist langweilig. Kann ich doch lieber was mit dem KM schauen?“
[Berlin. Freitag mittag. GM kommt aus der Schule.]
[GM:] „Mama, wir waren doch in England?“
[Mutter:] „Ja. Hast Du schon gehört, die wollen aus der EU austreten.“
[GM:] „Klar. Haben wir in der Schule drüber gesprochen. Mama, warum wollen die gehen?“
[Hamburg. Freitag Abend.]
[Der große Junge ruft aus seinem Zimmer:] „Mami, wo ist meine Schere?“
[Mutter:] „Keine Ahnung. Wozu brauchst Du denn jetzt noch eine Schere?“
[GJ:] „Ich muss Flaggen ausschneiden!“
[Mutter:] „Wie bitte?“
[GJ:] „Ich will was basteln.“
[Mutter:] „Ach so. Deine Schere habe ich nicht gesehen. Ist die nicht in Deiner Schreibsachentasche? “
[GJ:] „Nein. Da habe ich schon geguckt.“
[Mutter:] „Hm. Dann weiß ich auch nicht, wo sie sein kann. Nimm‘ doch eine andere!“
[GJ:] „Nein. Ich möchte meine Schere wiederfinden!“
[GJ, etwas später:] „Ich habe sie! Sie war doch in der Schreibsachentasche.“
[Hamburg. Samstag Morgen.]
[GJ:] „Guck‘ mal Mami! Ich habe schon ganz viele Flaggen fertig.“
[Mutter:] „Oh ja! Zeig‘ mal!“
[GJ:] „Hier sind die, die schon ausgeschieden sind: Österreich, Tschechien, Ukraine und Russland. Und da ist Island. Eigentlich wollte ich England machen, aber dann ist in der Mitte etwas verrutscht, und dann habe ich Island daraus gemacht. Und jetzt mache ich die weiter, die noch dabei sind.“
[Mutter:] „Prima. Weißt Du denn jetzt eigentlich, wer wann genau gegen wen spielt?“
[GJ:] „Ja, klar! Guck‘ mal hier: Das habe ich am Freitag in der Kita abgeschrieben. Die hatten das nämlich schon eingetragen, und damit ich das nicht vergesse, habe ich es abgeschrieben.“

[GJ:] „So, jetzt habe ich noch Spanien fertig. Das war ganz einfach. Da musste ich nur Österreich noch einmal machen, und dann in der Mitte alles gelb anmalen. Und England hat jetzt auch geklappt. Guck‘ mal, wie schön das geworden ist! Und hier liegen jetzt immer die nebeneinander, die gegeneinander spielen.“

[Berlin. Samstag, kurz vorm Achtelfinale Schweiz gegen Polen.]
[Mutter:] „Ach, sagt mal, Schweden spielt gar nicht mehr, oder?“
[Vater:] „Ne, die sind nicht im Achtelfinale.“
[GM bricht in Tränen aus:] „Das ist gemein! Das soll so nicht sein! Schweden soll aber spielen! Jetzt habe ich gar keine Mannschaft mehr!“
[Mutter:] „Möchtest Du zum Trost ein Erdbeertörtchen?“
[GM:] „Nein!! Eine Mannschaft ist mehr wert als ein Erdbeertörtchen!“

[Etwas später. GM hat sich beruhigt und isst ein Erdbeertörtchen.] „Guck mal, Papa. 11 Erdbeeren und der Pudding und der Boden. Ein Erdbeertörtchen ist doch soviel wert wie eine Mannschaft. Sogar mehr.“
[Kleines Mädchen:] „Menno, ich will auch ein Törtchen.“
[Mutter:] „Zwei sind noch übrig. Die könnt ihr beim Fußball essen.“
[KM schaut mit Papa Schweiz gegen Polen:] „Guck mal, Mama, Erdbeertörtchen! Und Fußball!“

[Hamburg. Sonntag Abend. Kurz vor dem Spiel Deutschland gegen die Slowakei beginnt.]
[GJ:]“Kann ich schon mal die Snacks holen?“
[Mutter:] „Erst, wenn das Spiel anfängt.“
[GJ:] „Aber jetzt kann ich noch nichts verpassen!“
[Mutter:] „Na gut.“
[GJ:] „Bei der Geburtstagsfeier gestern habe ich übrigens ganz viele Fußballkarten bekommen. Jetzt habe ich Neuer zwei Mal, einmal als Glitzi und einmal normal. Kannst Du mir jetzt noch ein Album dafür kaufen?“
[Mutter:] „Dazu ist es jetzt vermutlich zu spät. Vielleicht bei der nächsten WM?“
[Inzwischen käuft im Fernsehen der Werbe-Vorspann.]
[GJ:] „Ich glaube, jetzt kommen in Wirklichkeit zwei Achtelfinale, einmal Deutschland gegen Continental, und dann Slowakei gegen Coca Cola.“
[Unterdessen in Berlin.]
[KM:] „Ich finde, da sollte auch eine Frau mitspielen. Viele Frauen.“
[Einige Minuten später.KM:] „Papa, kannst Du einen anderen Film anmachen? Der ist langweilig.“