[Dieses Wochenende nahmen die Mütter von nichtmitabsicht, folienstern und kneteeis, sich eine Auszeit von den Kindern (mit Ausnahme des kleinen Jungen, der daneben liegen durfte), um auf dem Dachboden der Eltern Spielzeug von früher aufzuräumen.]
[kneteeis:] „Weißt Du, was das ist?“
[folienstern:] „Keine Ahnung – ein Haufen Kleinkram, den wir sortieren müssen?“
[kneteeis:] „Hm. Und das?“
[folienstern:] „Ein Haufen Kleinkram, den wir sortieren müssen?“
[Beide sortieren Kleinkram nach Kategorien, u.a. Murmeln, Zubehör zu Spielen, die noch nicht aufgetaucht sind, Schmuck und Haarschmuck zum Spielen für das große und das kleine Mädchen.]
[kneteeis:] „Guck‘ mal, hier ist ein alter Puppenkopf ohne Puppe. Kann der weg?“
[folienstern:] „Nee – der ist von Schildkröt. Vielleicht ist der etwas wert? Ich mache mal eine Schachtel ‚Potenziell wertvoll‘.“
[folienstern:] „Guck‘ mal, hier ist ein komisches Stück trockene Knetmasse, ganz grau. Das kann doch weg, oder?“
[kneteeis:] „Nein! Auf keinen Fall! Das ist der Kopf der Nofretete, den ich aus Knetmasse gemacht habe! Sieht man das nicht? Das ist wichtig!“
[folienstern:] „Und wenn Du ein Foto machst? Zur Erinnerung?“
[kneteeis macht ein Foto.]
[kneteeis:] „Guck‘ mal, hier ist eine beklebte Streichholzschachtel, ganz verknickt und staubig. Die kann doch weg, oder?“
[folienstern:] „Nein! Auf keinen Fall! Das ist ein Babybett, das ich selbst gebastelt habe! Sieht man das nicht? Das ist wichtig!“
[kneteeis:] „Und wenn Du ein Foto machst? Zur Erinnerung?“
[folienstern macht ein Foto.]
[folienstern:] „Oh, diese Haarnadel müssen wir unbedingt dokumentieren. Die hat mir eine Schulkameradin in der Schule für 5 Mark verkauft, weil sie behauptet hat, dass da ein echter Diamant drauf ist. Mann, was habe ich für Ärger bekommen zu Hause. Und am nächsten Tag musste ich versuchen, die fünf Mark wiederzukriegen. Hat nicht geklappt, glaube ich. Die Haarnadel ist ja noch da …“
[kneteeis:] „Oh, diese Zuckerstück müssen wir unbedingt dokumentieren! Das war ein ganz wichtiges Teil in meiner Elefantensammlung – aus dem Tierpark Berlin, noch zu DDR-Zeiten. Das hat bestimmt sonst keiner!“
[foliensterin:] „Kannst Du mal ein Foto von Jens machen? Das war mein Lieblings-Puppenjunge.“
[kneteeis:] „Kannst Du mal ein Foto von Michael machen? Das war mein Lieblings-Puppenjunge.“
[folienstern:] „Willst Du auch ein Foto von der kaputten Hand?“
[kneteeis:] „Nee, das ist mir zu gruselig.“
[folienstern:] „Diese Puppen müssen wir unbedingt fotografieren. Die habe ich selbst gebastelt und war unheimlich stolz darauf, wie schön die geworden waren. Und dann hat Mami sich beschwert, dass ich die geklebt und nicht genäht hatte. Mann, war ich da enttäuscht.“
[kneteeis:] „Dieses Beutel müssen wir unbedingt fotografieren. Den habe ich selbst gehäkelt und war unheimlich stolz darauf, wie schön der geworden war. Und dann hat Papi immer ‚Zampelbüdel‘ dazu gesagt. Mann, fand ich das doof.“
[kneteeis:] „So, jetzt haben wir’s gleich geschafft, oder?“
[folienstern:] „Ich glaube schon. Oh nein – guck‘ mal hier: Den Elefanten habe ich Dir für Deine Elefantensammlung selbst getöpfert!“
[kneteeis:] „Mach‘ ein Foto.“
[Der kleine Junge quengelt.]
[folienstern:] „Alles gut, KJ. Wir sind bald fertig.“
[kneteeis:] „Vielleicht hat er Hunger?“
[folienstern:] „Kann sein. KJ, ich komme! So, jetzt haben wir’s gleich geschafft, oder?“
[kneteeis:] „Ich glaube schon. Oh nein – guck‘ mal hier: Das ist mein selbstgebastelter Zauberwürfel!“
[folienstern:] „Mach‘ ein Foto.“
[KJ wird lauter. Er hat sich unter einen Sessel gerobbt und steckt fest. Er wird befreit und gefüttert.]
[folienstern:] „So, jetzt haben wir’s gleich geschafft, oder?“
[kneteeis:] „Ich glaube schon. Reicht auch, oder?“
[folienstern:] „Ach, komm‘ – lass‘ uns noch schnell die Stifte sortieren und alle wegwerfen, die nicht mehr schreiben, ja?“
[kneteeis:] „Muss das sein?“
[KJ quengelt.]
[folienstern:] „Alles gut, KJ. Wir sind gleich fertig. – Das mit den Stiften geht doch schnell. Die ganz kurzen Bunt- und Wachsstifte können auch weg…“
[kneteeis:] „Und diese ganz dünnen kleinen Buntstifte auch. Damit malt doch keiner.“
[folienstern:] „Also ich fand die als Kind immer toll als Stifte für die Puppen. Heb‘ die mal auf.“
[KJ wird lauter. Er hat sich eine Decke über den Kopf gezogen hat und liegt jetzt im Dunkeln. Er wird befreit und getröstet.]

[folienstern:] „So, jetzt aber. Sieht doch gut aus, oder?“
[kneteeis:] „So viel Platz war hier seit 25 Jahren nicht mehr.“
[folienstern:] „Jetzt machen wir noch eine Kiste, auf die wir schreiben: ‚Einzelteile, die zu Spielen gehören, die wir noch nicht gefunden haben. Auf keinen Fall Müll reinwerfen‘. Und nächstes Mal räumen wir den anderen Dachboden auf.“
[Ergebnis: folienstern und kneteeis haben insgesamt drei Müllsäcke voller alter, kaputter Spielsachen und Krimskrams entsorgt, zwei Säcke mit Spenden vollgestopft (nicht im Bild), und alle anderen Spielsachen und allen anderen Krimskrams säuberlich beschriftet und auf dem Dachboden wieder eingeräumt.
Zeitaufwand: Rund 20 Fraustunden für rund 3qm Dachboden.]
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