[Rückblende: Berlin. 2. Adventswochenende.]
[Mutter:] „Oh, guckt mal, da gibt es „Zinnober in der grauen Stadt“* als Puppentheater. Das ist ja toll. Wollen wir da hingehen?“
[Großes Mädchen, Kleines Mädchen:] „Auja.“
[Mutter:] „Hm, am Samstag gibt es gar keine Karten mehr. Dann eben Sonntag.“ [Bucht Karten für sich und das große und das kleine Mädchen.]
[Berlin. Mittwoch.]
[Mutter ist krank:] „Also, wenn’s mir am Wochenende immer noch so geht, dann muss Papa mit Euch gehen. Und den Blog schreiben.“
[Vater:] „Ich? Den Blog schreiben?“
[Hamburg. Sonntag nachmittag.]
[Mutter:] „So, wir müssen jetzt los! Wir wollen ja in das Musikmärchen in der Schule!“
[GJ:] „Wieso gehen wir denn da hin?“
[Mutter:] „Weil ich Dich vor mehreren Wochen gefragt habe, ob Du da hingehen möchtest. Und da hast Du ja gesagt. Also habe ich Karten für uns reserviert.“
[GJ:] „Ach so. Und wie heißt das Stück?“
[Mutter:] „Brumselmanns Abenteuer**. Da geht es irgendwie um eine Fliege, glaube ich.“
[GJ:] „Okay.“
[Mutter:] „Können wir jetzt los?“
[GJ:] „Ja, klar! Das ist bestimmt der einzige Sonntag, an dem man in die Schule geht. Meinst Du, wir können da auch arbeiten?“
[Mutter:] „Ich denke nicht. Ich glaube, da gibt es heute nur die Aufführung.“

[Berlin. Sonntag Nachmittag.]
[Vater:] „So, jetzt müssen wir aber los.“
[KM:] „Kommt der kleine Junge auch mit?“
[Vater:] „Nee, nur das große Mädchen. Komm, zieh Dich an.“
[GM:] „Ja, los, sonst verpassen wir Zinnober!“
[Mutter:] „Viel Spaß!“
[Hamburg. Sonntag Abend.]
[Mutter:] „Kannst Du jetzt vielleicht erzählen, wie die Aufführung war? Dann können die anderen Leute das in unserem Blog nachlesen.“
[GJ:] „Gleich. Ich muss erst noch etwas fertig machen.“
[Hamburg. Etwas später.]
[GJ:] „Also: In der Geschichte waren viele Insekten.“
[Mutter:] „Und dann?“
[GJ:] „Und da ist eine dicke Fliege. Und die Frau von der dicken Fliege wird von dem grünen Quark-Frosch entführt. Die dicke Fliege Brumselmann sucht dann die Frau und kommt an mehreren Insekten vorbei. Das erste Insekt war… – Was war das erste Insekt?“
[Mutter:] „Oh – ich glaube, das erste Insekt war die Blattlaus. Aber ich glaube, die Schauspielerin hat später ein anderen Insekt gespielt.“
[GJ:] „Ja, das kann sein. Die Blattlaus hat sich ja auch nicht verbeugt. Aber auf jeden Fall war sie das erste Insekt. Dann kam der Mann mit der Schaufel, das war der Totengräberkäfer. Danach kam eine Heuschrecke – ach nein: Vorher kam der mit den Hörnern, der Hirschkäfer. Und dann kam die Heuschrecke und der Tausendfüßler. Aber der Tausendfüßler war ein Zehnfüßler mit fünf Köpfen. Als nächstes kamen die Ameisen, dann geriet Brumselmann in ein Spinnennetz. Zwischendurch kam natürlich wieder der mit der Schaufel. Dann die Zecke, die in eine Mücke verliebt war. Dann kam auch die Mücke. Danach die Libellen, danach die Glühwürmchen, und die haben Brumselmann dann zum Quarkfrosch gebracht. Und dann hat der Totengräberkäfer den Quarkfrosch überlistet. Der Totengräberkäfer war nämlich eigentlich nett – das wussten die anderen nur nicht.“
[Mutter:] „Ja, der hatte ja nur den Job, im Wald den Müll wegzuräumen.“
[GJ:] „Und die toten Tiere zu vergraben. Aber deswegen hatte er ja nichts damit zu tun, wenn die Tiere starben. Und am Ende hatte er ganz viele neue Freunde.“

[Berlin. Vater, großes und kleines Mädchen kommen wieder.]
[Mutter:] „Na, wie war’s?“
[KM:] „Cool. Thomas und Jonas waren Jonas und Paula. Aber dass die Leute, der Junge und das Mädchen und der Maler, keine echten Leute waren, das fand ich gemein.“
[GM:] „Ich fand am tollsten, wie die Stadt immer größer geworden ist.
[Vater:] „Das Theater war großartig – mit einer phantastischen Lichtproduktion und Schattentheater und zwei Erzählern, die immer auf dem Tablet direkt gemalt haben. Und die Kinder haben sich vorbildlich benommen. Der Rest war eher – Eigen-Theater …“ [hüllt sich in Schweigen]
* Margret Rettich, Zinnober in der grauen Stadt, München 1973, von folienstern und kneteeis sehr geschätztes Bilderbuch aus ihrer Kindheit. Hier: EINE KOPRODUKTION VON UNITED PUPPETS UND THEATER AN DER PARKAUE – „Der Maler Zinnober liebt die Farben. Die Häuser in der Großstadt jedoch muss er schwarz und grau streichen, denn an Schwarz und Grau haben sich die Menschen gewöhnt. Eines Tages sieht er beim Anstreichen zwei Jungen, die mit bunter Kreide Sonne, Sterne und den Mond auf den Boden malen. Vor freudiger Überraschung wackelt sein Gerüst. Sein Eimer kippt um und die graue Farbe klatscht mitten auf die bunten Bilder der Kinder. Die sind empört und beschimpfen ihn: „Du Graumaler!“ In dieser Nacht kann Zinnober nicht schlafen. Er packt eine Kiste mit Farbtöpfen zusammen und beginnt heimlich, die Straßen und Häuser bunt zu malen. Als die Bewohner sehen, was mit ihrer Stadt vor sich gegangen ist, werden alle von seiner Idee angesteckt.“ [Beschreibung vom Theater an der Parkaue, www.parkaue.de, Zugriff am 11. Dezember 2016]
** Eine Aufführung des Aelita Musiktheater [Zugriff auf die Seite am 11. Dezember 2016].
… und wie immer gibt es weitere Wochendblogs mit mehr und weniger Bildern bei Susanne Mierau in ihren Blog ‚Geborgen Wachsen‘.