[Berlin. Einige Tage, bevor der kleine Junge seinen ersten Geburtstag hat. Mutter kommt spät von der Arbeit nach Hause. Mutter, Vater und kleiner Junge sitzen im Wohnzimmer.]
[Mutter:] „So, kleiner Junge, jetzt musst Du nur noch laufen lernen, schließlich wirst Du bald eins!“
[Kleiner Junge dreht sich um, grinst und läuft drei Schritte:] „Radaradara.“
[Großes Mädchen am Tag vor dem Geburtstag:] „Wenn der kleine Junge Geburtstag hat, brauchen wir einen Herzkuchen. Der gehört zum Geburtstag. Und wir müssen singen. ‚Früh am Tag‘ beim Aufwecken, und bevor es die Geschenke gibt ‚Geburtstagskind‘. “
[Mutter:] „Mhm. Ich muss mal sehen, ob ich das mit dem Kuchen wirklich schaffe, ich komme abends erst ganz spät nach Hause am Tag vorm Geburtstag.“
[GM:] „Musst Du, Mama. Sonst ist es kein richtiger Geburtstag!“
[Tag vor dem Geburtstag. Mutter kommt zwischen zwei Terminen kurz nach Hause. Mutter:] „Ah, alle Kinder sind weg. Dann kann sich der Geburtstagsmann ja um die Geschenke vom kleinen Jungen kümmern.“
[Vater, Mutter und Geburtstagsmann sortieren die Brio-Bahn, die schon dem Vater gehört hat und suchen einen Zug und genügend Schienen für eine Acht raus. Mutter verpackt alles.]
[Später am Abend. Mutter kommt von einer Abendveranstaltung nach Hause.]
[Mutter:] „So, jetzt müssen wir nur noch den Geburtstagskuchen backen und den Geburtstagstisch dekorieren. Gut, dass Ihr schon aufgeräumt hattet. Und geputzt ist auch.“
[Mutter bäckt Kuchen und dekoriert den Geburtstagstisch.]
[Am nächsten Morgen sind alle Kinder vor sechs Uhr wach.]
[GM:] „Mama, Ihr müsst die Kerze holen. Und den Kuchen.“
[KM:] „Und singen. Wir singen alle.“
[Mutter holt Kerze und Kuchen, Vater hält alle Kinder in Schach und im Bett.]
[Alle, außer KJ:] „Früh am Tag kräht der Hahn, kräht er laut, kräht er weit …“
[KJ guckt mit großen Augen.]
[Mutter:] „Jetzt schnell alle anziehen, damit der kleine Junge seine Geschenke auspacken kann.“
[Alle Kinder ziehen sich an und gehen hoch. Als alle Kerzen angezündet sind, singen alle:] „Geburtstagskind, Geburtstagskind …“
[KJ guckt mit großen Augen.]

[GM:] „Willst Du jetzt Deine Geschenke auspacken, kleiner Junge?“
[Bringt dem kleinen Jungen Geschenke.]
[Kleines Mädchen:] „Ich will auch Geschenke!“
[Mutter:] „Guck mal, da ist für jede von Euch auch ein Geschenk.“
[Das große Mädchen und das kleine Mädchen packen ihre Nicht-Geburtstagsgeschenke aus – ein Buch und eine CD]
[KM:] „Das Geschenk vom großes Mädchen ist VIIIEL größer als meins! Das ist ungerecht! Ich will auch ein großes Geschenk haben!“
[GM:] „Willst Du dem kleinen Jungen auch mal ein Geschenk geben?“
[KM:] „Nein! Ich will auch ein größeres Geschenk haben!“
[Mutter:] „Oh, das tut mir leid. Ich dachte, weil da vier Geschichten drauf sind auf der CD, ist das wie vier Bücher. Und das große Mädchen hat nur ein Buch.“
[KM:] „Ja, aber das ist größer! Und ich will auch ein großes Geschenk haben! Und außerdem kenn‘ ich die Bücher schon. Die will ich nicht als CD.“
[Mutter:] „Ach, das ist ja schade. Willst Du denn ein Stück vom Geburtstagskuchen?“
[KM:] „Nein. Ich will ein größeres Geschenk haben.“
[Mutter:] „Das habe ich jetzt nicht.“
[Der kleine Junge packt seine Geschenke aus und untersucht sie.]
[GM:] „Oh, dem kleinen Jungen gefallen die Würfel!“
[KM:] „Mir egal. Ich will ein größeres Geschenk haben.“ [Guckt sich um. Nimmt ein Teelicht.]
[KM:] „Papa, brauchst Du das noch? Darf ich das haben?“
[Vater:] „Ja, das brauche ich noch.“
[KM:] „Immer geht es um die Frage, was du noch brauchst. Ich habe dich gefragt, was du nicht brauchst!“
[Vater, Mutter:] „Ach so.“
… und mehr Wochenendberichte von Familien – mit mehr und weniger Bildern – gibt es wie immer beim „Wochenende in Bildern“ auf dem Blog „Geborgen Wachsen“ von Susanne Mierau.