[Rückblende I: Pünktlich am Vor-Vorabend seines sechsten Geburtstags kann der große Junge einen Wackelzahn vorweisen.]
[Mutter:] „Oh, toll! Ein Wackelzahn!“
[GJ:] „Ja! Wenn der rausfällt, muss ich ihn unters Kopfkissen legen, und dann kommt die Zahnfee.“
[Mutter:] „Aha. Und was bringt die Zahnfee?“
[GJ:] „Eine Münze. Und sie nimmt den Zahn weg.“
[Rückblende II: Zwei Tage nach dem sechsten Geburtstag.]
[Mutter:] „Und? Was macht Dein Wackelzahn?“
[GJ:] „Wackelt.“
[Rückblende III: Vier Tage nach dem sechsten Geburtstag.]
[Mutter:] „Und? Was macht Dein Wackelzahn?“
[GJ:] „Wackelt.“
[Fünf Tage nach dem sechsten Geburtstag, morgens um 6 Uhr.]
[GJ:] „Maaaaammmmiiii!“
[Mutter, schlaftrunken:] „Ich schlafe noch.“
[GJ:] „Maaaaaammmmiiii, Du musst kommen!“
[Mutter, im Aufwachen begriffen:] „Was ist denn? Schrei nicht so, komm‘ her!“
[GJ:] „Du musst hierher kommen!“
[Mutter, jetzt wach, kommt:] „Was ist denn?“
[GJ:] „Mein Zahn ist draußen!“
[Mutter:] „Na, prima! Dann kannst Du ihn ja heute Nacht unters Kopfkissen legen, damit die Zahnfee ihn mitnehmen kann.“
[GJ:] „Ich möchte den Zahn aber lieber aufheben.“
[Mutter:] „Na gut, dann such‘ die Zahndose, die Du mal von Papas Bruder geschenkt bekommen hast, und leg‘ ihn da rein.“
[GJ:] „Ich weiß nicht, wo die Dose ist. Kannst Du mir suchen helfen?“
[Mutter:] „Jetzt nicht. Jetzt müssen wir uns fertig machen, weil wir heute früh los müssen.“
[Später am Tag. Die Mutter des großen Jungen schreibt an die Mutter des großen Mädchens:] „Was ist die gängige Rate für rausgefallene Zähne?“
[Mutter des GM:] „Ohhh – irgendetwas Kleines, so wie ein Pixi-Buch, etwas von Schleich oder so.“
[Mutter des GJ:] „GJ sagt, eine Münze – also ein Euro oder so?“
[Mutter des GM:] „Hm, bei uns gibt’s kein Geld – vielleicht ist die Hamburger Zahnfee anders drauf…“
[Abends.]
[Mutter:] „Willst Du Deinen Zahn jetzt unters Kopfkissen legen?“
[GJ:] „Nein, ich will ihn noch behalten. Hast Du die Zahndose gefunden?“
[Mutter:] „Nein. Ich hatte noch keine Zeit, sie zu suchen.“
[GJ:] „Dann such‘ sie jetzt!“
[Mutter sucht und findet nach einigen Mühen die Zahndose:] „Hier.“
[GJ:] „Prima! Jetzt tu‘ ich meinen Zahn erstmal da rein. Und dann überlege ich mir, wann die Zahnfee ihn haben darf.“
[Der große Junge und seine Mutter kommen beim Bäcker vorbei.]
[Mutter:] „Möchtest Du Dir etwas beim Bäcker aussuchen?“
[GJ:] „Okay. Passt Du so lange auf mein Fahrrad auf?“
[Mutter:] „Okay.“
[Mutter gibt GJ Geld; GJ geht in die Bäckerei und kommt mit einem Franzbrötchen wieder hinaus.]
[Mutter:] „Oh, ein Franzbrötchen! Lecker!“
[GJ, in Tränen ausbrechend:] „Ich wollte kein Franzbrötchen! Ich wollte eine Apfeltasche!“
[Mutter:] „Wieso hast Du dann keine gekauft?“
[GJ:] „Weil ich zu spät daran gedacht habe!“
[Mutter zum Backwarenverkäufer durch die Straßenklappe:] „Können wir bitte außerdem noch eine Apfeltasche haben?“
[Der Backwarenverkäufer reicht die Apfeltasche über die Theke; Mutter bezahlt.]
[Mutter:] „So, jetzt können wir weiter. Hier ist Deine Apfeltasche.“
[GJ guckt in die Tüte und bricht erneut in Tränen aus:] „Ich wollte keine Apfeltasche! Ich wollte einen Amerikaner! Ich habe das verwechselt!“
[Mutter:] „Wie bitte???“
[GJ:] „Ich wollte einen Amerikaner!“
[Mutter:] „Schluß jetzt. Jetzt gehen wir nach Hause. Wir haben jetzt zwei Sachen gekauft, das muss reichen. Und nächstes Mal überlegst Du Dir bitte vorher, was Du möchtest.“
[GJ, ununterbrochen weinend auf dem Weg nach Hause:] „Ich wollte einen Amerikaner!“
[Zuhause packt GJ die Apfeltasche aus:] „Ich esse jetzt die Apfeltasche. Die ist ja auch mit Zuckerguss. Das ist ja fast wie ein Amerikaner.“
[Mutter:] „Darf ich dann das Franzbrötchen essen?“
[GJ:] „Du darfst die Hälfte.“